Ein sensationeller Fund ist dieses bisher unbekannte Handfernglas von Zeiss
in der Kennröße 7x50, mit der Aufschrift
"Dr. Roos Vergleichsglas"!
Über die Herstellungsgeschichte des besonderen Belegstückes
können derzeit
nur Vermutungen angestellt werden. Fakt ist,
nach Kriegsende wurden 77
hochrangige Mitarbeiter von
Zeiss durch amerikanische Truppen nach
Heidenheim deportiert. Darunter befand sich auch Dr. Roos, welcher sich
im
August 1945 in seiner nahegelegenen Wohnung der Neuberechnung
der Zeiss Punktal Brillengläser zuwendete.
Ursprünglich wurden die Zeiss Punktal-Gläser in 1912 von
Moritz von Rohr
entwickelt. Die neuen Punktal-Gläser von
Dr. Roos bestanden in einem
größeren Durchmesser mit
gleichzeitiger Korrektur von Astigmatismus
der schiefen
Bündel. Offensichtlich wurde die neue Methode auch an einer
Testreihe bei Ferngläsern angewendet.
Äußerlich unterscheidet sich dieses Fernglas vom Binoctar
durch die kurzen
Objektive und die 5 cm langen Okulare. Der
Prismenkorpus ist gleich dem
Binoctar. Das Besondere liegt
an der optischen Perspektive. Es hat ein
sehr großes Sehfeld
mit ausgezeichneter Randschärfe. Die Durchsicht
vermittelt
dem Betrachter sowohl in der Ferne als auch bei näheren
Objekten gleichzeitig ein einheitlich scharfes Bild. Die Nahfokussierung
ist bereits ab 1,80 m möglich!
Die Kenngröße ist 7x50. 7-fache Vergrößerung mit 50 mm
Objektive. Die
Optik ist nicht vergütet. Die Naheinstellungsgrenze liegt bereits bei
1,8 Meter. Beim Binoctar beträgt die
Grenze der Nahfokussierung ca. 4m.
Bei der Seriennummer sind Unstimmigkeiten im Kontorbuch
von Zeiss. Anhand
einer Serienkürzung enstand im Februar
1944 von der Seriennummer 2253712
bis 2253761 eine Lücke
von 49 Ferngläsern. Dieses Belegstück mit der Serien-
nummer
2253713 fällt in den Zeitraum der fehlenden Ferngläser. Es
wäre
vorstellbar die Herstellung auf 1946 zu Datieren, wo
man
die nicht verbrauchten
Seriennummern verwendet
hatte.
Die Augenmuscheln sind mit einem wulstigen Rand versehen. Ähnlich aus-
gefertigt waren die Augenmuscheln von den Erstserien des Binoctar.
Der Regenschutzdeckel ist aus Leder.
Die Durchsicht durch das Fernglas mit sehr großen Sehfeld
und Randschärfe
auch im Nahbereich!
Breite = 19,5 cm, Höhe = 15 cm, Gewicht = 900 g.
Durch die besonderen Maße des Fernglases ist der original
Lederköcher mit
Firmenlogo eigens für dieses Modell angefertigt worden.
Mit der Prägung vom Firmenlogo an der Vorderseite.
Einen besonderen Dank an Dr. Hans Seeger und Dr. Prof.
Alexander Lipton
für die Unterstützung bei der Recherche!